Nagorny Karabach 3616m

Acryl auf Leinwand
2008
105 x 123 cm (B x H)

Öffentliche Sammlung Baku


Nagorno Karabakh 3616m

acrylic on canvas
2008
63" x 51,2"
 
public collection Baku

 

   zurück/back                                                                                                          weiter/more       

 

 

Nagorny Karabach 3616m
Peter Foeller

Meine Neugierde auf das Land Aserbaidschan wurde nicht erst durch die Einladung der Deutschen Botschaft nach Baku, geweckt. Dennoch ergab sich durch ihn für mich die Gelegenheit, dort erstmals im Herbst 2007 mein künstlerisches Werk vorzustellen.

Durch das Internet, Bibliotheken und den Aserbaidschanischen Kreis in Berlin war ich immer wieder auf ein zentrales Thema dieses Landes gestossen, nämlich den schmerzhaften Konflikt um Bergkarabach. Auch aus Presse und Fernsehen waren mir die fortwährenden kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Armenien und Aserbaidschan in Erinnerung. Je näher meine Reise rückte, umso mehr beschäftigte mich dieses Land. Der Ausstellung ging die Einladung des Botschafters von Aserbaidschan, Herrn Parviz Shabazov zusammen mit Herrn Otto Hauser, dem Vorsitzenden des Deutsch-Aserbaidschanischen Forums zur Gedenkveranstaltung anlässlich des 15. Jahrestages des Chodschali-Völkermordes voraus. Was ich an diesem Abend an Einzelheiten erfuhr, machte mich sehr betroffen. Fortan ließ mir Bergkarabach keine Ruhe mehr.

Die Ausstellung fand dann zusammen mit dem Maler Ebrahim Ehrari und dem Bildhauer Falko Hamm in der Galerie Qiz Qalasi des Galeristen Emin Mammadov statt. In den Gesprächen mit Aserbaidschanern, die mir während meines Aufenthalts in Baku begegneten, wurde mir mehr und mehr klar, welche Schmerzen dieser Konflikt um Bergkarabach noch immer bei den Menschen hervorrief und welche Narben er hinterlassen hat.

Mit vielen neuen Eindrücken und einem gewachsenen Bewusstsein für die Geschichte dieses Landes kehrte ich wieder nach Deutschland zurück. Das Thema Bergkarabach beschäftigte mich von nun an so intensiv, dass ich anfing, mich mit meinen bildnerischen Ausdrucksmöglichkeiten damit auseinanderzusetzen.

Mit der mir eigenen malerischen Symbolik begann ich, Schmerzen deutlich zu machen. Vor einem schwarzen, mit giftgrünen Wolken durchzogenen Hintergrund entstand als Metapher ein in seiner ganzen Wucht unüberwindlich erscheinender Berg, der Gipfel stumpf geworden von der Last des Elends, im oberen Bereich durch Einschusslöcher zerschunden, aus denen das Blut wie Tränen fliesst, zerschlitzt durch spitze Waffensplitter und ein Fallbeil. Den oberen Teil des Bildes malte ich in schmutzigem Rot bis hin zu eitrigem Gelb bis in die untere Berghälfte hinein. Dort sitzen in gebündelter, gequälter Stellung gestische Figuren in teils blühenden Farben, die schon wieder durch Blut und Tränen genährt spürbar neues Leben zur Hoffnung wachsen lassen. Wie durch eine neue Kraft öffnet sich links unten im Berg ein architektonisches Gebilde, in dem eine Tür, sinnbildlich zu Lösung, Verhandlung, Einigung und Verzeihen einlädt.

Gefühle der Ohnmacht brachen beim Malen durch, die ich als kurz nach dem 2. Weltkrieg geborener Deutscher schon immer bei von Menschen gemachter Willkür empfand. Was sich Menschen immer wieder antun, um ein Stück von dieser Erde zu besitzen, auf der wir doch alle nur von kurzer Dauer als Besucher geduldet sind, hat mich einmal mehr tief bewegt. - So habe ich mir meine Betroffenheit von der Seele gemalt.